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Freitag, 20. März 2009 

Reinhold Zitzelsberger Webmaster

 

16. BGGT 2005

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16. Internationale BinnenschifffahrtsGefahrgut-Tage in Münster

Kommt eine europäische Binnenschiffs-Agentur?

Mehr Gefahrgüter auf die Binnenschiffe! – Bald Europäische Binnenschiffsagentur – Chlortransporte mit Binnenschiffen wären um ein Vielfaches sicherer als im Eisenbahnverkehr – Größere Tanks für die Binnentankschiffe sind vom Risiko her vertretbar – Der „Unfallrat“ in den Niederlanden führt vollkommen unabhängig Unfalluntersuchungen durch – Das waren die wesentlichen Aussagen der 16.Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage, die Anfang Oktober in Münster stattfanden.

Treffen zum 16. Mal

Man traf sich in Münster zum 16. Mal – Teilnehmer aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Österreich waren anwesend. Auch die Referenten waren international , sie kamen aus der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland – also eine gute Mischung.aus den wichtigsten Rheinanliegerstaaten.

In Münster hatte man sich getroffen, weil einmal ein Bezug zum deutschen Kanalsystem (Dortmund-Ems-Kanal und dem nunmehr 100jährigen Mittellandkanal) vorhanden und für die zahlreich anwesenden Niederländer der Tagungsort über die A 30 gut erreichbar war.

Übrigens fanden 1990 die ersten Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage in Niederlahnstein statt, danach traf man sich in Duisburg, Bingen, Maastricht, Bad Honnef, Passau, Regensburg und Strasbourg – praktisch überall da, wo es Schifffahrt gibt. Und im nächsten Jahr wird es wieder in die Niederlande gehen, wahrscheinlich nach Arnheim.

Risiken

Gefahrguttransporte sind mit Risiken verbunden. Doch wie wird das Risiko bewertet? Jeder „Normal-Mensch“, den man zu dieser Frage ansprechen wird, wird ohne Nachdenken das Risiko als sehr hoch einstufen. Aber ist das wirklich so? Die Referenten Alex W. Vredeveldt (NL, TNO) und Dr. Michael Pötzsch (D, BAM) hatten den Transport von Chlor in Binnentankschiffen (Poetzsch) untersucht und die Aussage von Dr. Pötzsch war schon bemerkenswert. Zunächst noch der Hinweis, dass Risiko das Produkt aus Schadensausmaß (S) und Wahrscheinlichkeit (W) ist (also R = S x W). Pötzsch hat hier untersucht, wie beispielsweise die Eintrittswahrscheinlichkeit im Eisenbahnverkehr und vergleichsweise dazu in der Binnenschifffahrt ist. Seine Aussage: „Binnenschifffahrt: Unfallrate 0,12 . 10 –7,d.h. 1 Unfall in 6500 Jahren, Eisenbahn: 1 Unfall in 140 Jahren.

Sein Ergebnis: der Transport von druckverflüssigtem Chlor in Binnenschiffen auf dem Rhein ist mit niedrigeren Risiken verbunden als der Transport von Chlor in Eisenbahnkesselwagen.

EU – Europäische Binnenschiffsagentur

Die Binnenschifffahrt spielt im zusammenwachsenden Europa eine bedeutende Rolle, weil der Straßenverkehr immer problematischer wird. Die europäische Binnenschifffahrt soll (und muss)  deshalb gefördert werden (Infrastruktur, Förderungsmaßnahmen, Beschäftigte usw.). Gegebenenfalls soll ein gemeinsames Unternehmen der beteiligten Staaten und der vorhandenen Institutionen gegründet werden. Uwe Lohmann, von der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Gemeinschaft (Brüssel) kündigte an, dass es wohl in absehbarer Zeit eine Europäische Binnenschiffs-Agentur geben wird, die diese und andere Aufgaben übernehmen soll. Man wolle aber vorhandene Institutionen wie die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) und die Donaukommission (DK) mit einbeziehen, um auf deren Sachverstand zurückgreifen zu können.

Zur Gründung der neuen Organisation sei kein neues Übereinkommen erforderlich, es werde eine Umverteilung der Arbeit im Wege behördlicher Verpflichtungserklärungen bzw. sonstiger konzertierter Beschlüsse geben, die kein Übereinkommen sind. Die formalen Zuständigkeiten sollen erhalten bleiben. Eine der Aufgaben der neuen Organisation werde es sein, zu einem späteren Zeitpunkt auf Grund ihrer bis dahin gemachten Erfahrungen Vorschläge für allfällige formale Änderungen an vorhandenen Übereinkommen zu unterbreiten.

ZKR und ADNR

Das ADNR trat am 1. Januar 1972 in Kraft und mußte seither laufend den neuen Entwicklungen und Erkenntnissen angepasst werden. In früheren Jahren erfolgten Änderungen praktisch nach jeder Plenarsitzung, d. h. in einem Halbjahresturnus. Größere Würfe waren die Revisionen 1995 (Aufteilung der Vorschriften in die  Anlagen A, B1 und B2) und 2003 (Ersatz der Randnummern durch die Wittgenstein´sche Nummerierung und enge Anlehnung ans ADR). Um etwas Hektik aus der Verordnungsflut zu nehmen, wurde beschlossen, die Änderungen fortan wie beim ADR nur noch in einem Zweijahresturnus durchzuführen.

Die Änderungen 2005 basieren auf den ZKR-Beschlüssen 2004-I-21 (div. Änderungen wie Anpassungen ans ADR, Reiseregistrierung), 2004-I-22 (Anpassung des Verfahrens für die Zulassung zur Beförderung in Tankschiffen von Stoffen), 2004-I-23 (Anerkennung der einschlägigen Sachkunde-Bescheinigungen Österreichs und der Tschechischen Republik) sowie 2004-II-23 (Kapitel 1.10 – Vorschriften für die Sicherung). Die Einzelheiten dazu wurden bereits publiziert und stehen im übrigen auch im Internet unter www.ccr-zkr.org.

ADN kurz vor der Inkraftsetzung?

Das ADN hat im Gegensatz zum ADNR und ADND zur Zeit nur den Status einer Empfehlung. Auf ursprüngliche Initiative der EU und verschiedener Staaten soll dies geändert werden. In der Anlage zur Resolution Nr. 223 des Binnenverkehrsausschusses der Wirtschaftskommission für Europa steht in Art. 11 Abs. 1: „Dieses Übereinkommen tritt einen Monat nach dem Zeitpunkt in Kraft, zu dem die Zahl der in Art. 10 Abs. 1 genannten Staaten, die es endgültig unterzeichnet oder ihre Ratifikations- Annahme-, Genehmigungs- oder Beitrittsurkunden hinterlegt haben, sieben erreicht hat.“ Bis dato haben ratifiziert: Russland, die Niederlande, Ungarn und Österreich. Damit fehlen noch drei. Gleichwohl werden die Änderungen des ADNR laufend in Genf eingespeist. Damit soll vermieden werden, dass beim Inkrafttreten des ADN-Übereinkommens größere Differenzen zum ADNR bestehen.

Zusammenfassung

Mit fast 50 Teilnehmern war die Veranstaltung „normal“ besucht – und auch nach 15 Jahren Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage war man rundweg zufrieden. Im nächsten Jahr soll´s nach Arnheim gehen – traditionsgemäß Anfang Oktober.

Klaus Ridder, Königswinter

1 Pötsch_KlausRidder

2 Vredefeld_KlausRidder

3vdHoeven_KlausRidder

4Fachgespräche_KlausRidder

5Vogelbacher_KlausRidder

6Lohmann_KlausRidder

7Stadtrundgang_KlausRidder

8Gefahrgutreff_KlausRidder

9Schmitt_KlausRidder

10Schöttle_KlausRidder

11Kolpinghaus_KlausRidder