Binnenschifffahrt:
190 Doppelhüllenschiffe im Einsatz
Bericht von den 15. Intern. Binnenschifffahrts-
Gefahrgut-Tagen in NL
Die Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage fanden zum 15. Mal statt – ein Jubiläum! Diesmal traf man
sich im niederländischen Nijmegen, um 1,5 Tage über Neues im Gefahrgutrecht zu referieren und diskutieren – und es gab viel Neues!
Sicherung (security)
Der 11. September 2001 hat die Welt verändert (Anschlag auf das World Trade Center) und so ist auch
die Binnenschifffahrt davon betroffen. Im neuen ADNR 2005 wird es ein Kapitel 1.10 geben (wie im ADR, RID), berichtete Erwin Spitzer, stellvertretender Geschäftsführer des
Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BdB). Doch wie geht man mit dem Thema „Terrorismusvorbeugung in der Binnenschifffahrt“ angemessen um? Eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist gar nicht so
einfach. Konfrontiert man Gewerbevertreter mit dieser neuen Aufgabe, stößt man zunächst auf erhebliche Skepsis. Denn von der Binnenschifffahrt nimmt man an, dass sie aufgrund ihrer Systemmerkmale ziemlich sicher
ist. Das wird zunächst einmal auch auf die Gefahr möglicher terroristischer Aktivitäten übertragen. Was sollen da noch umfangreiche zusätzliche Auflagen?
Allerdings werden sie niemanden finden, der für dieses geringe Risiko eine Garantie übernehmen kann. Selbst mit dem Bewusstsein eines Normalbürgers ist ohne Probleme vorstellbar, dass von Terroristen
- - ein Binnenschiff als Waffe eingesetzt werden kann,
- - geladene Güter missbräuchlich eingesetzt werden können,
- - Binnenschiffe zur illegalen Beförderung von Menschen oder Waffen genutzt werden können,
- - infrastrukturelle Einrichtungen durch Anschläge zerstört werden können.
Nimmt man dann noch hinzu, dass es zum Wesen des Terrorismus gehört, die
Menschheit mit dem bis dahin „Unvorstellbaren“ in Angst und Schrecken zu versetzen, dann wird deutlich, dass sich die Binnenschifffahrt dem Thema nicht völlig verschließen kann.
Wasserverunreinigende Stoffe
Die Frage, ob wasserverunreinigende Stoffe wie Benzin und Heizöl künftig in Doppelhüllenschiffen befördert werden müssen, blieb im Raum stehen. Allerdings sprechen die von den Vereinten Nationen im Rahmen des GHS (Globally Harmonized System) entwickelten neuen Kriterien
dafür, so Dr. Winfried Karl von der BAM (Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung, Berlin). Man sollte hier allerdings erst eine endgültige Entscheidung der ZKR, die durchaus auch mit politischem Rückenwind
zustande kommen kann, abwarten.
Donau holt auf
Jahrzehntelang hatte die Binnenschifffahrt auf der Donau einen technisch niedrigen Standard – doch die Donau holt auf!
Über die „neue Donau“ berichtete Bernd Birklhuber vom österreichischen Verkehrsministerium und Vorsitzender der Expertengruppe „Gefährliche Güter“ der Donaukommission (DK). 4.500 Tankschiffe sind registriert, davon nur 21 Motortankschiffe; es gibt 260 Schubleichter und
Schleppkähne. Doppelhüllenschiffe vom Typ C sind noch nicht im Einsatz.
Rheinschiffe, die ein Zulassungszeugnis besitzen, dürfen auch auf der Donau fahren. Der
ADNR-Sachkundenachweis wird von allen Donaustaaten anerkannt. Weil entlang des 2.415 km langen Schifffahrtsweges unterschiedlich gesprochen wird, haben sich die Sprachen
Deutsch im oberen und Russisch im unteren Bereich der Donau durchgesetzt.
In einer Sache wird die Donau bald die Nase vorn haben, ab 2005 soll das
Donau-River-Informationssystem (DORIS) eingeführt werden. Teil von DORIS wird die Schiffsverfolgung mittels AIS-Transponder sein, so dass alle Schiffsbewegungen registriert,
überwacht und beispielsweise bei Schleusungen auch beeinflusst werden können. Natürlich können bei Gefahrgutschiffen auch besondere Maßnahmen gegen Terrorismus eingeleitet werden.
Zertifikat von CBRB
Die Veranstaltung wurde vom mic-Kongress-Service in Kooperation mit dem niederländischen Binnenschifffahrtsverband (CBRB) durchgeführt. Über 50 % der Teilnehmer waren Niederländer. Im Übrigen überlegt auch der BdB mit mic zusammen zu arbeiten.
Alle Teilnehmer bekamen von Koen van Diyck (Sekretär Sicherheit und Umwelt bei der CBRB) ein
Zertifikat, das als Schulungs-/Unterweisungsnachweis nach 1.3.1 ADNR dient.
Was sonst noch wichtig war
Es gab natürlich noch viele andere Infos, beispielsweise konnte
Frank von de Ven (BP Chemie – EBIS) berichten, dass zur Zeit etwa 190(!) Doppelhüllenschiffe vom Typ C im Einsatz sind und der niederländische Schiffsmanager Francoiy Pruyn berichtete, dass man mit dem ADNR 2003
durchweg zufrieden sei, aber die Zusammenarbeit zwischen Verladern und Beförderern weiter verbessert werden müsse.
Resümee
Es ist wichtig, dass die an der „Gefahrgut-Binnenschifffahrt“ Beteiligten sich auch außerhalb offizieller Termine treffen! Man kann so mehr und besser miteinander sprechen, zumal Verlader, Beförderer, Reeder, Ausbilder, … in einer „zwanglosen“ Atmosphäre zusammenkommen – und das
ist gut so und sehr wichtig!
Im nächsten Jahr wird man sich im Oktober wieder treffen, wahrscheinlich in Münster – zumal es auch
weiterhin viel zu diskutieren geben wird.
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