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Freitag, 20. März 2009 

Reinhold Zitzelsberger Webmaster

 

Ladungssicherheit

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Ladungssicherung geht jeden an!

 

- Aufklärungsarbeit und viel mehr -

 Alle reden davon, doch die wenigsten wissen Bescheid. Die Rede ist von Ladungssicherung – eine reichlich verzwickte Angelegenheit. Gibt es doch viele unterschiedliche Ladungsträger und noch mehr unterschiedliche Ladungsgüter und Zusammenstellungen der Ladung. Beim Transport auf der Straße müssen diese mit den gesetzlichen Vorschriften in Einklang gebracht werden. Die sinngemäße Botschaft des Gesetzgebers lautet: „Ladungssicherung geht jeden an!“. 

Die Praxis zeigt jedoch immer wieder das Gegenteil. In vielen Fällen herrscht die irrige Meinung, dass der Fahrer alleiniger Verantwortlicher für die Sicherung der Ladung beim Transport ist. Die Ladungssicherungsvorschriften sind erfüllt, wenn beim Transport die Verkehrssicherheit, die Betriebssicherheit und die Beförderungssicherheit gegeben sind. Damit sind alle am Transport Beteiligten in der Verantwortung, d.h. Fahrer, Halter und Verlader.

 Auch im Jahr 2003 ist die Zahl der von Lkw verursachten Verkehrsunfälle auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Köln unter den Stand von 1999 – trotz steigender Zulassungszahlen – gesunken. Dennoch ist nahezu jeder 8. von Lkw verursachte Verkehrsunfall auf eine nicht oder unzureichend gesicherte Ladung zurückzuführen. Das Dunkelfeld dürfte erheblich höher liegen. Des Weiteren hat die Autobahnpolizei der Bezirksregierung Köln im vergangenen Jahr mehr als 6.000 Einsätze wahrgenommen, bei denen verlorene Ladung oder Gegenstände auf der Fahrbahn den Verkehr gefährdeten.

 Die Ordnungspartnerschaft „Sicherheit im LKW-Verkehr“, bestehend aus Institutionen der öffentlichen Hand und Verbänden im Gütertransportgewerbe, arbeitet seit 1999 an dem gemeinsamen Ziel, die Sicherheit des Güterverkehrs auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Köln zu erhöhen und erhielt im Jahr 2003 den Landespreis „Innere Sicherheit“ des nordrhein-westfälischen Innenministers. Dazu gehört insbesondere die Sicherung der Ladung beim Transport auf der Straße und hier stellt die Sensibilisierung aller Verantwortlichen im Bereich des Transportwesens einen Schwerpunkt dar.

 Die Veranstalter informierten Anfang Juli 2004 in Theorie und Praxis. In einigen Kurzvorträgen wurden den Besuchern die Schwerpunkte Recht (hier Verantwortlichkeiten), die physikalischen Zusammenhänge und die technischen Möglichkeiten näher gebracht. Abschließend erfolgten praktische Vorführungen vor Ort. Mit Fahrversuchen wurde demonstriert, dass sich sowohl Gegenstände von 200 kg als auch Gegenstände von 2.000 kg bei einer Vollbremsung gleichzeitig in Bewegung setzen. Im Weiteren standen zahlreiche Lkw beladen mit den unterschiedlichsten Gütern als positive Beispiele für eine ordnungsgemäße Ladungssicherung zur Schau. Im Rahmen der Aktionstage informierte der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) mit einem Lkw-Gurtschlitten über seine Aktion „Hat’s geklickt?“ und bietet den interessierten Besuchern die Möglichkeit, im Lkw-Überschlagsimu­lator einen Überschlag in einem Lkw-Führerhaus zu erleben.

 Anlässlich der 6. Fach-Informations-Tage der Ordnungspartnerschaft „Sicherheit im LKW-Verkehr“ wurde über die Verantwortlichkeiten informiert, die Beteiligten sensibilisiert und somit ein Beitrag zur Verkehrssicherheit geleistet.

 Dass man Ladungssicherung unter allen Beteiligten ernst nimmt, wurde auch durch die hochkarätigen Redner dokumentiert. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Regierungspräsidenten Jürgen Roters selbst, es folgten Hans-Peter Röskes, Vize-Präsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr und Logistik (BGL), und Ernst Vorrath, Präsident des BAG.

 Weitere Infos

 1.    „… die ist so schwer, die rutscht nicht!“

Diese und ähnliche Antworten erhalten die Beamten der Autobahnpolizei der Bezirksregierung Köln, wenn sie bei Lkw-Kontrollen eine nicht ausreichend gesicherte Ladung oder gar keine Ladungssicherung feststellen. Im Zeitraum vom 1.1.2003 bis zum 31.12.2003 ereigneten sich auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Köln 410 Verkehrsunfälle, bei denen mangelhafte oder fehlende Ladungssicherung ursächlich für den Unfall war. Des Weiteren nahmen die Autobahnpolizisten im gleichen Zeitraum ca. 5.000 Einsätze wahr, bei denen Gegenstände auf oder neben der Fahrbahn gemeldet wurden. Dabei können die Folgen einer nicht oder nicht ausreichend gesicherten Ladung, insbesondere bei Verkehrsunfällen, verheerend sein. In jüngster Vergangenheit ereigneten sich wieder Einsatzlagen, bei denen die nicht oder nicht ordnungsgemäß gesicherte Ladung Ursache für die schweren Folgen war.

 

Hier zwei Beispiele:

Am Dienstag, dem 27.5.2003 fiel um 9.55 Uhr einer Streifenwagenbesatzung ein Sattelkraftfahrzeug auf, das eine starke Schräglage zur Beifahrerseite aufwies. Das Fahrzeug konnte unmittelbar danach auf dem Rastplatz „Tilsit“ angehalten und überprüft werden. Dabei wurde festgestellt, dass auf dem Auflieger zwei Aluminiumrollen transportiert wurden, die jeweils 11 Tonnen wogen. Die Rollen waren mit zwei Spanngurten und Gummimatten gesichert. Eine Aluminiumrolle war beim Transport nach rechts gegen die Ladebordwand gerollt, hatte die Plane durchbrochen und ragte jetzt 40 cm seitlich über den Auflieger hinaus. Die beiden Rollen wurden durch eine Bergungsfirma umgeladen und gesichert. Für die Dauer der Umladung wurde der Rastplatz gesperrt. Hier wäre es ohne das Eingreifen der Polizei mit hoher Wahrscheinlichkeit  zu einem folgenschweren Verkehrsunfall gekommen.

 

Am Dienstag, dem 17.6.2003 befuhr um 9.35 Uhr ein 29jähriger Fahrer mit seinem Lastzug den Fahrstreifen der Autobahn 4 innerhalb einer Baustelle. Aufgrund mangelhafter Ladungssicherung schaukelte sich der Auflieger auf und geriet ins Schlingern. Dabei driftete der Lkw zunächst gegen die Stahlleitwand am Mittelstreifen, schleuderte anschließend nach rechts gegen die Betonleitwand und prallte von dieser nach links gegen die Stahlleitwand zurück. Diese wurde durch den Aufprall auf einer Länge von ca. 100 m in den Gegenverkehr geschoben, so dass der Verkehr in Gegenrichtung total blockiert war. Der havarierte Lastzug blieb quer zur Fahrtrichtung liegen und die Ladung, bestehend aus 15 Paletten mit Stahlrollen à 600 kg, hatte die Ladebordwände durchbrochen und war auf die Fahrbahn gestürzt. Für die Bergung des Lkw und der Ladung, einhergehend mit der Reparatur der Stahlleitwand, war die BAB 4 bis 12.45 Uhr voll gesperrt. Der Verkehr staute sich in beiden Fahrtrichtungen bis zu 9.000 m. Erst gegen 17.00 Uhr konnte der Verkehr wieder zweispurig in beiden Richtungen fließen.

 

Ladungssicherung ist vielen bekannt, jedoch wird der Begriff in den meisten Fällen nur als Schutz für die Ladung angesehen. Wertvolle oder besonders teure Ladung wird teilweise weit über das erforderliche Maß hinaus gesichert. Weniger wertvolle Ladung bleibt dagegen ganz oder teilweise ungeschützt. Die Gefahren einer nicht oder nur unzureichend gesicherten Ladung werden i.d.R. von allen Beteiligten wie Fahrer, Halter und Absender unterschätzt. Es gilt, Informationsdefizite abzubauen und letztlich Ängste vor technischen Zusammenhängen und physikalischen Gesetzen auszuräumen, damit die Anzahl der Verkehrsunfälle durch mangelhaft gesicherte Ladung reduziert, schwere Folgen verhindert und auch der volkswirtschaftliche Schaden begrenzt wird.

 

2.    Im Internet unter www.autobahnpolizei-koeln.de und unter den Rufnummern 02403/784-3910, Herrn Redemann, und 0221/147-3730, Herrn Bougé.