Binnenschifffahrts-Tag in Bad Honnef
- Kontroverse Ansichten über das ADN-Übereinkommen -
Statt der traditionellen Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage fand aus “Kostengründen” nur noch ein Binnenschifffahrts-Tag, veranstaltet vom ecomed Fachverlag/mic-Kongressservice in Bad
Honnef statt. Teilnehmer aus der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Deutschland waren gekommen. Geleitet wurde die Veranstaltung von Klaus Ridder, Chairman der internationalen Arbeitsgruppen “Transport
gefährlicher Güter” bei der ZKR in Straßburg und Wirtschaftskommission für Europa (ECE) in Genf.
Kontrovers diskutiert wurde schon der erste Vortrag von Beat Bürgi, Amt für Wasserwirtschaft und Geologie in Biel (Schweiz). Beat Bürgi hat seit 1993 an der Erarbeitung des
ADN-Übereinkommens,
das im Mai in einer sog. Diplomatischen
Konferenz fertiggestellt wurde, mitgearbeitet. Er sah in seinem Vortrag das ADN-Übereinkommen aus der Sicht der Schweiz als problematisch an. Er befürchtete, dass insbesondere der Sicherheitsstandard auf
dem Rhein künftig gefährdet wird.
Am Binnenschifffahrts-Tag hört Klaas den Braven aufmerksam zu, was Beat Bürgi (CH) referiert.
Bernd Birklhuber vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Oberste Schifffahrtsbehörde der Bundesrepublik Österreich
war ganz anderer Meinung. Es könne, so Birklhuber, nicht sein, dass man fast 15 Jahre gemeinsam an dem ADN-Übereinkommen gearbeitet hätte und man es nunmehr in Frage stelle. Österreich und die Donau
-Anliegerstaaten würden dringend auf das Übereinkommen warten. Österreich betrachte den positiven Abschluss der Diplomatischen Konferenz als wesentlichen Schritt zu einer Harmonisierung des
Schifffahrtsrechts in Europa, der ohne die Initiative der ZKR nicht möglich gewesen wäre.
Auch Klaus Ridder, der seit 1986 an dem ADN-Übereinkommen aktiv mitgearbeitet hatte, sah eine
Notwendigkeit, dass das Übereinkommen in
etwa 3 bis 4 Jahren doch noch in Kraft tritt. Insbesondere die Inbetriebnahme des Main-Donau-Kanals und die Öffnung des Ostens hätten dazu geführt, dass auf östlichen Wasserstraßen “Schiffe des Westens”
fahren und umgekehrt. Es sei also dringend notwendig, hier für Gefahrguttransporte die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Man solle das Übereinkommen erst mal in Kraft setzen – nachbessern aufgrund dann
vorliegender Erfahrungen könne man es immer noch.
Chefredakteur Andreas Fröning von Schifffahrt Und Technik (l) im Gespräch mit Klaus Ridder (r) am Binnenschifffahrts-Tag
Klaas den Braven von der niederländischen Schifffahrtsinspektion stellte das umstrukturierte ADNR vor: Die Angleichung an die entsprechenden
Vorschriften des ADR-Übereinkommens (Straßenverkehr) sei angestrebt, hier gebe es aber auch Widerstände einzelner Delegationen. Man solle aber die Chance nutzen, die Gefahrgutvorschriften im Landverkehr, See-
und Luftverkehr zu harmonisieren und hier müsse ggf. auch das ADNR angepasst werden.
Klaas den Braven betonte insbesondere, dass für die Fertigstellung des ADNR, die für das Frühjahr 2001 vorgesehen sei, noch viel Arbeit zu leisten
ist. Wenn aber noch die Grundsatzfragen bezüglich Anpassung an das ADR weiter vom Grundsatz her diskutiert werden müssen, könne es leider auch etwas später werden. Man müsse aber auf jeden Fall versuchen, das ADNR
so früh wie möglich zu veröffentlichen, zumal die Inkraftsetzungstermine des ADR und RID (Eisenbahnverkehr) für den 1. Juli 2001 festgelegt seien. Auf
keinen Fall könne die Binnenschifffahrt hinterher hinken, weil dann unlösbare Probleme bezüglich der unterschiedlichen Klassifizierung auftreten würden.
Weitere Themen waren die Qualitätssicherung von Gefahrguttransporten und Telematik in der Binnenschifffahrt.
Der nächste Binnenschifffahrts-Tag, hoffentlich nach Fertigstellung des umstrukturierten ADNR, soll Ende Mai 2001 stattfinden, voraussichtlich wieder in Bad Honnef.
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