23. Internationale Binnenschifffahrts-
Gefahrgut-Tage in Hamburg
16. und 17. Oktober 2012
ADN-Änderungen nach Waldhof-Unfall
Das Jahr 2013 wird in Sachen Gefahrguttransporte mit Binnenschiffen wieder viel Neues bringen.
Darauf müssen sich Schiffseigner, Verlader, Empfänger und viele andere einstellen.
Insbesondere geht es bei den „Neuerungen“ im ADN-Übereinkommen um Folge-änderungen
aufgrund der Auswertung des Unfalls mit dem TMS „Waldhof“ Anfang des Jahres 2011 an der Loreley.
Marco Schubert von der Wasserschutzpolizei Rheinland-Pfalz zeigte in einem Kurzfilm die
Radaraufzeichnungen des dramatischen Unfalls. Plötzlich war das Schiff vom Radarschirm verschwunden und tauchte erst wieder auf, nachdem es um den Loreley-felsen herum hilflos im Hochwasser führenden
Rhein herum getrieben worden war.
Entgegenkommende Schiffe konnten noch ausweichen. Auf dem linken Rheinufer kam es wohl noch zu
einer Landberührung. Anschließend trieb das Schiff quer über den Fluss in Richtung Hafenausgang des Loreleyhafens, wo es dann unterhalb des Loreley-Denkmals auf der Seite zum Liegen kam. Zwei
Personen konnten gerettet werden, eine Person wurde aus dem havarierten Schiff tot geborgen. Vom Schiffsführer fehlt noch heute jede Spur.
Eindeutige Aussagen zur Unfallursache gibt es bis heute noch nicht, wohl hat man in mehrere Richtungen ermittelt, u.a.:
- Bewegungen von möglichen Ballastwasser in den Ballasttanks
- Bewegungen der Flüssigkeit (Schwefelsäure) in den nicht vollen Ladetanks
Als Konsequenz wird das ADN für 2013 diesbezüglich geändert:
- Ausbildung der Schiffsführer zum Thema Stabilitätsverhalten
- der Schiffsführer selbst muss ADN-Sachkundiger sein
- nur Stoffe, die von der Klassifikationsgesellschaft in der Stoffliste aufgeführt sind, dürfen befördert werden
- Tankschiffe müssen mit von einer Klassifikationsgesellschaft zugelassenen Computerprogrammen ausgerüstet werden, mit denen der Schiffsführer auch umgehen kann
Die Staatsanwaltschaft wird bald Anklage erheben. Gegen wen, das konnte Marco Schubert nicht sagen.
Weitere ADN-Änderungen behandelten Frank Krischok (BAM, Berlin) und Torsten Dosdahl (Germanisch Lloyd, Hamburg)
- Nachweis einer ausreichenden Intakt- und Leckstabilität für jeden Fall einer Reise
- alle Lademöglichkeiten müssen in einem Stabilitätshandbuch
zusammen gefasst sein und durch die Klassifikationsgesellschaft genehmigt werden
- insbesondere müssen bei Stabilitätsberechnungen alle Dichten der Stoffliste berücksichtigt werden
- Ladungsrechner (PC-Programme) müssen durch eine Klassifikationsgesellschaft genehmigt werden
- Niveauanzeigegeräte im Ballasttank
- bei der Einstufung von Kohle und Heizöl schwer wird weiterhin nach Lösungen gesucht.
Bis auf weitere Erleichterungen aufgrund von trilateralen Vereinbarungen
Die Teilnehmer konnten sich von einem modernen, maritimen Notfallmanagement auf der Nord- und
Ostsee überzeugen. Hans-Werner Monsees, Chef des Haverie-kommandos (HK) Cuxhaven begeisterte förmlich die Zuhörer mit eindrucksvollen Bildern und einem überzeugenden „Apparat“, der innerhalb
von 45 Minuten einsatzbereit ist und länderübergreifend Gefahrenlagen mit einem wohl einmaligen Notfallmanagement bekämpft. Im Einzelfall hat das HK die Befugnis, havarierte Schiffe in einen Hafen zu
beordern.
Seit der Gründung des HK im Jahre 2003 hat das HK 42 komplexe Schadenslagen bekämpft, z. Zt.
läuft ein Einsatz in Wilhelmshaven, wo seit mehreren Tagen der Brand auf einem Containerschiff bekämpft wird. Eine Ausdehnung des HK auf die Binnenschifffahrt wird derzeit geprüft.
Das „Abfallübereinkommen“ ISDN ist nun schon seit Jahren in Kraft – doch es funktioniert nicht in der Praxis. Über den Stand der Umsetzung des Teils B referierte Erwin Spitzer vom Bilgenentwässerungsverband. Er gab auch einen Ausblick, wohin die Entwicklung geht.
Aber trotz aller skeptischen Zwischentöne: Das Abfallübereinkommen wird die ökologische
Position des Systems Binnenschiff/Wasserstraße verbessern.
Allerding muss das Übereinkommen erst einmal richtig funktionieren. Und bis das der Fall ist, wird noch einige Zeit vergehen.
Zeitgemäß wäre es, wenn dann auch der Umgang mit gasförmigen Resten einer Lösung zugeführt werden könnte.
Auch die 23. Internationalen Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage wurden wieder geleitet von Klaus
Ridder, langjähriger Chairman der Arbeitsgruppen für gefährliche Güter in Genf (ECE) und Straßburg (ZKR) und Karin Schöttle, Süddeutscher Verlag Veran-staltungen GmbH.
Weitere Informationen:
SVV – Süddeutscher Verlag Veranstaltungen GmbH
D-86895 Landsberg,
Dr. Gerlinde Schwaiger, Tel: 08191/125-627, Fax: 08191/125-97 627 E-Mail:
gerlinde.schwaiger@sv-veranstaltungen.de
Web: www.sv-veranstaltungen.de
|