Nürburgring mal anders
-1.Deutsche Gefahrgut-Sicherheitstage-
Der Aufwand war enorm, das Wetter war super, hochkarätige Referenten – sogar der
Verkehrsminister des Landes Rheinland-Pfalz hielt einen Vortrag –waren in die Eifel gekommen, und nach der Veranstaltung gingen Teilnehmer und Veranstalter zufrieden nach Hause. In zwei Jahren will man sich wieder
sehen.
Initiator der Mammutveranstaltung war Jörg Holzhäuser (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr,
Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland Pfalz) und es gab viel vorzubereiten: Ansprechen von Rednern, Sponsoren, Ausstellern, Einholen von Genehmigungen, Absicherung der Finanzierung, Sicherstellung der
Bewirtung, Vorbereitung der Technik, erstellen und versenden des Programms und Vieles mehr.
Mit Unterstützung des Fahrsicherheitszentrums und des mic-Kongress-Services konnte die
Veranstaltung durchgeführt werden, moderiert wurde sie von Dipl.-Ing. Klaus Ridder. Um es vorwegzunehmen – es hat alles hervorragend geklappt.
Dr. Walter Kafitz, der Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH begrüsste diesmal nicht
Schumi und Co, sondern Teilnehmer, Aussteller und Referenten der Gefahrgutbranche aus ganz Deutschland im Fahrsicherheitszentrum(FSZ) des Nürburgrings auf 700 m Höhe in der Eifel gelegen. Kafitz wies darauf hin,
dass Sicherheit auch im Motorsport eine bedeutende Rolle spielt (weil Motorsport ja gefährlich ist) aber Gefahrguttransporte ja von Natur aus auch gefährlich seien und so hätte es sich angeboten, die 1.Deutschen
Gefahrgut-Sicherheitstage auf dem Gelände am Nürburgring durchzuführen.
Das FSZ wurde gewählt, weil hier Fahrversuche mit Tankfahrzeugen, Feuerehreinsätze und
die Praxis der Ladungssicherung live auf einem riesigen Gelände durchgeführt werden sollten. Die ‚Gefahrgutmesse’ mit 30 Teilnehmern und die Veranstaltung selbst fanden in extra aufgebauten Zelten statt.
Geschlafen wurde in Bad Neuenahr und die morgendliche Fahrt durch die Eifel war eigentlich schon der erste Höhepunkt.
Übrigens war ein weiterer Höhepunkt neben dem Thema ‚Gefahrgut’ die Abendveranstaltung der
180 Beteiligten im Nürburgring-Museum. Inmitten historischer Rennwagen gab’s was zu trinken und zu essen und auch noch einen Vortrag vom ‚Motorsport-Fan’ Klaus Ridder über den Nürburgring. (Anmerkung:
Ridder hatte vor 50 Jahren sein erstes Rennen auf der damaligen Nordschleife gesehen.) Vorher hatten interessierte Teilnehmer noch die Gelegenheit, mit dem Bus über die legendäre Nordschleife des
Nürburgrings zu fahren.
Hans-Artur Bauckhage, Verkehrsminister des Landes Rheinland-Pfalz, betonte in seiner Rede auf
dem Praxistag der 1. Deutschen Gefahrgut-Sicherheitstage, dass er sich eine praxistaugliche Weiterentwicklung der Regelwerke wünsche. ‚Die Gefahrgutregeln müssen vom Handwerker, der gelegentlich mal Gefahrgüter
befördert, und vom Gefahrgut-beauftragten eines Chemiekonzerns gleichermaßen verstanden und sicher angewendet werden können’ so Bauckhage. Er halte – und bekam dabei Applaus - wenig von staatlicher
Überreglementierung. Er setze vielmehr auf die Eigenverantwortung der Wirtschaft. Bei der Diskussion um kürzere Schulungsintervalle für Gefahrgutfahrer und Gefahrgutbeauftragte müsse zunächst geprüft werden,
ob das Ziel auch über freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft erreicht werden könne, so Bauckhage. Die chemische Industrie habe bereits reagiert und auf freiwilliger Basis als weiteren Bestandteil der
Qualitätssicherung für die Fahrzeugführer ein neues Ausbildungsmodul ‚Verhaltensbasierte Sicherheit’ entwickelt.
Auch das Land Rheinland-Pfalz habe in jüngster Zeit eine Reihe von technischen und
Ausbildungsvorschlägen in die Diskussion gebracht, um damit weitere Fortschritte bei der Sicherheit im Gefahrgutbereich zu erreichen. Bauckhage ließ es sich, trotz des engen Terminkalenders, nicht nehmen, einen
Rundgang über die ‚Gefahrgutmesse’ zu machen und schaute sich auch einige Demonstrationen in der Praxis an.
Helmut Rein, Referatsleiter des Gefahrgutreferats im Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Wohnungswesen, gab einen Ausblick auf kommende Änderungen im Gefahrgutrecht, war aber auch mit der Entwicklung des Gefahrgutrechts in den letzten Jahren sehr zufrieden.
Dank Strukturreform ist das einst komplizierte Vorschriftenwerk verkehrsträgerübergreifend
besser verständlich, obgleich die Anzahl der Vorschriftenseiten (etwa 5000) nicht weniger geworden ist. Weniger geworden, so Rein, sind die Anzahl der Unfälle mit Gefahrgutaustritt und Personenschaden - nunmehr
nur noch 31- und hier waren es Anfang der 80-iger Jahre mal 80 nur in der Bundesrepublik.
Auch der abendliche Gefahrguttreff im Nürburgringmuseum konnte sich sehen lassen. Inmitten
einer hochkarätigen Rennwagenshow gab’s viele interessante Fachgespräche – über Motorsport. Auch hier führte Klaus Ridder, seit 50 Jahren Motorsport- und Nürburgringfan, durch die Veranstaltung.
Der Praxistag nach der Theorie brachte noch weitere Highlights; so wurden Fahrzeugvorführungen
mit EPS gezeigt, und der Zuschauer konnte die Vorteile von EPS anl. einer Mitfahrt in einem Tankfahrzeug miterleben: Man merkt tatsächlich nicht, wenn das Tankfahrzeug umkippt, denn der ‚ Popometer’
funktioniert nicht. Aber – EPS verhindert das Umkippen und heute werden wohl über 90 % der Fahrzeuge mit EPS ausgerüstet, ohne dass dies gesetzlich vorgeschrieben ist.
Interessant auch die Vorführungen von Rudolf Scheuer (Pensar Logistics Ludwigshafen). Seine
Fahrerausbildung war einfach mal anders und zeigte auf, dass Theorie und Praxis oft weit auseinander sind. Beispielsweise kann ein durch ausgetretene Flüssigkeit blinder Gefahrgutfahrer seine Augenspülflasche wohl
kaum finden, die in den Schriftlichen Weisungen oft vorgeschriebene Gulliabdeckung funktioniert nicht, weil sie von der Flüssigkeit hochgehoben wird und das Absetzen einer Notfallmeldung dürfte insbesondere im
Ausland aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten so gut wie nicht möglich sein.
Auch das Thema Ladungssicherung nahm einen großen Platz ein, hier ging es nicht nur um Theorie
– sondern in vielen Test wurde auch das Verhalten gesicherter und ungesicherter Ladung gezeigt. Aber, hier hat sich in den letzten Jahre viel getan. Man ist auf dem richtigen Weg.
Eine Topp-Veranstaltung, die kaum zu toppen ist!!!
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