17. Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage in Nijmwegen
Nachbericht
- 300 Doppelhüllenschiffe im Einssatz -
Alljährlich treffen sich die Gefahrgutspezialisten der Binnenschifffahrt, um über Fragen der Beförderung gefährlicher Güter in der Binnenschifffahrt zu berichten. Hierzu
muss erwähnt werden, dass die Binnenschifffahrt auf dem Rhein wohl die Sicherste in der Welt ist. Das muss auch so bleiben!!!
Aber „Stillstand“ gilt hier nicht, denn der hohe Sicherheitsstandard muss beibehalten und fortentwickelt werden.
Bei den diesjährigen Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tagen (zum zweiten Mal in Nijmwegen – NL) ging es insbesondere um die Ausdehnung des Gefahrgutrechts auf europäische
Binnenwasserstraßen und über die Harmonisierung der Einstufungskriterien im Transport- und Umgangsrecht im Rahmen des GHS (Global Harmonized System).
Bei der geplanten Übernahme des GHS in Europa, durch die das bisherige Gefahrstoffrecht abgelöst werden soll, ist ein erster Entwurf einer EU-GHS-Verordnung vorgelegt worden. In
einer Internet-Konsultation wurden bis 21.10.2006 die Meinungen der Betroffenen abgefragt. Kritik gibt es von den deutschen Sicherheitsbehörden wegen der geplanten Beschränkung auf beförderungsspezifische
Klassifizierungen. Dr. Winfried Karl (BAM, Berlin) vertrat hier die Auffassung, daß ein solches Verhalten der Europäischen Kommission (KOM) den Sinn der weltweiten Harmonisierung im Rahmen von GHS widerspreche.Zur
Tankschifffahrt führte Dr. Karl aus, dass aufgrund eines gestiegenen Umweltbewusstseins in den kommenden 10 Jahren die Beförderung von wasserverunreinigenden Stoffen verstärkt in Zweihüllenschiffen geschehen
wird. Neben dem bewährten Tankschiff vom Typ C wird es ab 1. Januar 2007 einen neuen Typ von Zweihüllenschiff – das N-Schiff, bei dem die Tankwandung nicht Außenhaut ist – geben. Der Abstand zwischen den
beiden „Hüllen“ ist genau festgelegt und es gelten wie bei den C-Schiffen Anforderungen an die Intaktstabilität und die Stabilität im Leckfall. Diskutiert wird derzeit noch die Berücksichtigung von Stoffen,
die durch Ihre Eigenschaft, auf der Wasseroberfläche zu schwimmen (Floater) oder auf den Gewässergrund abzusinken (Sinker), eine Gefahr für die Umwelt beim unfallbedingten Freiwerden darstellen.
Österreich hat auf der Donau das DoRIS (Donau River Information System) eingeführt. DoRIS kann viel leisten und dient den Behörden, Reedern, Schiffsführern als
Kommunikationsinstrument, um die Verkehrssicherheit zu verbessern, Angaben über Gefahrgut zu sammeln (für evtl. Unfallbekämpfungsmaßnahmen) und auch zur polizeilichen Überwachung (z.B. Einreise von Personen
über die ungarisch-österreichische Grenze), aber auch zur Rekonstruktion der Schiffsbewegungen durch den Reeder. Schiffsführer können über DoRIS beispielsweise Schleusungszeiten vorab abfragen und somit die
Zufahrt entsprechend beeinflussen. 143 Schiffe waren am 06.10.2006 mit entsprechenden Transpondern, die für die Übermittlung von Daten erforderlich sind, ausgerüstet. Über die vielen Vorteile des
Managementsystems „DoRIS“ referierte Stefan Simon von der Österreichischen Wasserstraßen-Gesellschaft in Wien. (Auskünfte über Doris unter www.doris.gmwit.gv.at)
Dr. Dieter Hempel (früher PTB, Braunschweig) machte Vorschläge, wie Tanks von Binnenschiffen in einen Zustand gebracht werden können, dass Gefahren einer Explosion des Tankinhalts
minimiert werden:
Druckausgleich beim Löschen durch Intergaseinspeisung;
Löschen mit Gasführung;
Löschen mit Einsprühen von Ottokraftstoff in die Gassammelleitung;
Verbleib von Testmengen in den Tanks;
Transport in Schiffen mit Doppelhüllenbauweise;
Entgasung in eine landseitige Gasrückgewinnanlage (VRU).
Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass die bei Ottokraftstoff (OK) gewonnenen Erkenntnisse nur sehr beschränkte Aussagen für Stoffe mit wesentlich von OK abweichenden
sicherheitstechnischen Kennzahlen zulassen.
Allgemein war immer wieder in den zahlreichen Diskussionen die Tendenz zu erkennen, dass die Binnenschifffahrt mehr auf Doppelhüllenschiffe setzt. Grund hierfür sind nicht die
gesetzlichen Vorschriften sondern mehr die Forderungen der Auftraggeber (insbesondere der Mineralölindustrie). Etwa 300 Doppelhüllenschiffe des Typs C sind derzeit im Einsatz. Allein von Januar bis September 2006
wurden 40 neue oder umgebaute Doppelhüllenschiffe in Betrieb genommen – Tendenz steigend. Typ C-Schiffe dienen der Sicherheit aber tun dem Image der auftraggebenden Industrie auch gut. Allerdings gibt es ein
Problem der Finanzierung, insbesondere auch für Partikulier. Immerhin müssen drei Millionen Euro für ein neues Doppelhüllenschiff finanziert werden, – und das, obgleich oftmals keine höheren Frachtraten
bezahlt werden.
Die 17. Binnenschiffahrts-Gefahrgut-Tage unter Leitung von Klaus Ridder waren mit fast 60 Teilnehmern gut besucht und man will sich im nächsten Jahr Ende September 2007 wieder
treffen, wahrscheinlich in Bingen (Rhein). (Weitere Infos und Auszüge aus den Vorträgen: siehe unten)
.
|